Montag, Mai 07, 2007

Duisburg Marathon

Früh am sonntäglichen Morgen machte ich mich mit meiner besseren Hälfte auf in Richtung Start des diesjährigen Rhein-Ruhr-Marathons.

Das Frühstück vor dem Marathon fiel eher recht bescheiden aus.
Mehr als anderthalb Brötchen mit Marmelade versehen, bekam ich nicht runter.
Auf den morgendlichen Kaffee habe ich allerdings nicht verzichtet, auch da gibt es ja in der Literatur unterschiedliche Meinungen.

Ich für meinen Teil verzichte nicht auf den morgendlichen Kaffee, da ich ihn erstens zum Aufwachen brauche und er zweitens für mich eine Anregung für den Gang zur Toilette ist.
Es gehört für mich einfach zum morgendlichen Ritual vor dem Marathon dazu.

Völlig entnervt und unmotiviert aufgrund der anhaltenden Hitze und der nicht enden wollenden Belastung durch die Pollenallergie hatte ich mir einen lockeren Dauerlauf vorgenommen.
Das Ziel unter 3 Stunden laufen zu wollen, hatte ich schon wegen der nicht besonders gut gelaufenen "Long-Jogs" während der Vorbereitungsphase auf den Herbstmarathon verschoben.

Ohne Zielvorgabe zwang ich mir 20 Minuten vor dem Start noch einen dreiviertel Liter Wasser rein, Peter Greif sieht das in seinem Countdown so vor und hält große Stücke darauf, daher wollte ich das mal testen.

Immerhin, das war der erste positive Eindruck am Morgen, war es relativ frisch draußen.
Mehr als 12 Grad Celsius wird es nicht gewesen sein, als wir auf dem Parkplatz vor dem Stadion aus dem Wagen stiegen.
Nachteilig fiel nur der relativ starke Wind auf, der zudem auch noch eine gehörige Portion kälter als die Umgebungstemperatur war.

Eine Viertelstunde vor dem Start lief ich mich noch ein wenig warm, nicht wirklich der Rede wert. Die Dehnübungen fielen auch eher dürftig aus.
Dafür suchte ich lieber noch den Smalltalk mit ein paar anderen Läufern, die ich kannte und die sich zu mir in den Startblock gesellten. In Duisburg gibt es ja keine wirklichen Startblöcke, sondern nur ein paar Zeitschilder, an denen sich die Läufer adäquat ihrer Leistung einsortieren sollten.

Schon knallte der Startschuss und das Feld setzte sich in Bewegung.
Ich ließ erst mal die Gruppe mit dem 3 Stunden Brems- und Zugläufer an mir vorbeilaufen, da ich nicht so schnell loslaufen wollte.
Den ersten Kilometer legte ich in 4:20 min. zurück, alles richtig gemacht dachte ich.
Die nächsten Kilometer lagen meistens bei 4:18 Minuten, es ging am Bahnhof vorbei Richtung Innenstadt, um dort nach dem Stadttheater rechts in den Innenhafen abzubiegen, wo dann auch schon die erste Versorgung mit Wasser stattfand. Ich hatte ob des dreiviertel Liters Wasser kurz vor dem Start absolut keinen Durst, nahm aber der Vernunft wegen einen Becher Wasser, um einen kleinen Schluck Wasser aufzunehmen.

Vom Innenhafen aus ging es weiter in Richtung Kaßlerfeld, wo am Verteilerkreis zum Hafen hin wie jedes Jahr eine Sambatruppe die Läuferschar begrüßte und nach vorne puschte.
Im Hafengebiet angekommen, ist man erst mal wieder nur unter sich.
Zuschauer sind im Hafengebiet eher Mangelware, was auch kein Wunder ist, da das Hafengebiet keine Wohngegend ist. Sobald Wochenende ist, werden im Hafengebiet die Bürgersteige hochgeklappt. So lief man an einer einsam stehenden Messuhr für die 10km Marke vorbei. Immerhin hatte sich mein Tempo derweil auf ca. 4:15min./Km eingependelt, auch wenn Km 10 mit einer 3:45 angezeigt wurde. Jenes lag aber nur an dem offensichtlich falsch gestandenen 10 Kilometer Schild.

Aus dem Hafengebiet heraus kam der nächste Versorgungsstand beim Meidericher Kanuclub (Ende Sympherstr.), an dem auch wieder ein Sprecher mit Mikrofon und Lautsprecheranlage einzelne Läufer hervor hob. Toll das.
Überhaupt sei zu erwähnen, dass ich es eine unglaublich tolle Sache finde, wie sich in Duisburg alle mehr oder weniger an der Strecke ansässigen Vereine am Marathon beteiligen und einen Versorgungsstand aufbauen.
Ich vermute, das ist für einen Citymarathon im Ruhrgebiet ziemlich einmalig.

Nach dem Kanuclub erreicht man Meiderich, wo man relativ schnell am Vereinsgelände des MSV - Duisburg vorbei läuft, um dann über die Bahnhofstraße im Richtung Nordhafen zu gelangen.
Auch auf der Bahnhofstraße war wieder tolle Stimmung, in Höhe des Vereinsheimes der Leichtathletikabteilung des MSV Duisburg, war wieder eine Versorgungsstation inklusive Beschallung eines Sprechers, der ganz nach Duisburger Schnauze die Läufer anfeuerte.
Im Nordhafen angekommen, das Feld hatte sich mittlerweile doch ein ganzes Stückchen auseinandergezogen, hatte ich auf einmal einen Läufer vor mir, der ziemlich exakt mein Tempo lief.

An den hab ich mich erst mal drangehängt, mittlerweile waren so ca. 15 Km vorüber.
Das Tempo gefiel mir gut, so langsam bekam ich Lust und die Motivation stieg entsprechend.
So versuchte ich unter anderem auch, mich mit dem Läufer abzuwechseln. Der verstand das leider nicht und zog immer das Tempo an, wenn ich an ihm vorbei laufen wollte.
Was macht man da am besten? Ich hab ihn einfach angesprochen: „Und? Wie läuft es? Noch alles im grünen Bereich?“
So entwickelte sich ein Gespräch, sehr netter Typ, Meinolf vom LT Wischlingen Dortmund.
Ein wenig schwätzend, aber mit konsequenter Geschwindigkeit liefen wir in Richtung Ruhrort, wo wieder eine große Versorgungsstation die Läufer versorgte.
Ich hatte bis dato im Übrigen nur Wasser zu mir genommen, auch an diesem Versorgungsstand begnügte ich mich mit einem kleinen Schluck aus dem Wasserbecher.
Die Temperatur hielt sich überraschender Weise in sehr erträglichen Graden, ich schätze mal, dass es zu dem Zeitpunkt nicht wärmer als 16 Grad war.

Langsam näherte man sich der Friedrich-Ebert-Brücke, die über den Rhein in Richtung Homberg führt. Himmlisch, diese Rheinbrücken. Wenn man den Scheitel der Brücke erreicht hat, ist man immer wieder froh, es geht doch recht steil so eine Brücke hoch, dafür aber entsprechend auch wieder hinab.
Nach der Brücke geht’s links in Richtung Homberg rein, ab hier wird es teilweise recht voll, was das Zuschaueraufkommen angeht.

In der kleinen Homberger Stadtmitte tobte richtig der Bär!
Wenn man durch die Einkaufsstrasse läuft, sitzen dort die Menschen in den Cafés und Kneipen am Straßenrand und feuern die Marathon Läufer an. Herrlich!
Das ist eine der schönen Seiten des Rhein-Ruhr-Marathons, man hat viel seine Ruhe und kann sich konzentrieren, doch sobald man in ein Stadtviertel hineinläuft, ist für einige hunderte von Metern richtig Stimmung. Man wird also in regelmäßigen Abständen richtiggehend nach vorne gepuscht.

Nun ging es also langsam in Richtung der Halbmarathon Marke, kurz vor dem Rheindeich hatte ich sie erreicht. Ich hatte ganz nach Greif’scher Vorgabe, die ersten 15 Km recht langsam begonnen und kam bei HM1 immerhin noch mit einer 1:30:09 durch. Bisher war alles gut. Es lief, Meinolf war auch noch mit von der Partie. Erwähnt sei hier noch mal, dass ich bis zur HM1 Markierung schon an 7 Versorgungsständen vorbeigelaufen war.
Wer in Duisburg dehydriert, ist selbst schuld :)

Nach Verlassen des Rheindeiches ging es über asphaltierte Feldwege und durch Wohngebiete in Richtung Rheinhausen, wo es auch wieder in der Einkaufsmeile hoch her ging, allerdings nicht ganz so stimmungsvoll wie in Homberg.
Ich persönlich finde die beiden Stadtteile im Übrigen während des Marathons am attraktivsten, was das „Mitfeiern“ und „Anfeuern“ der Läufer angeht. Man läuft die Streckenabschnitte von ca. Km 18 bis Km 24 fast ohne es zu merken (Klar, der Stoffwechsel arbeitet nun auf Hochtouren und es erscheint einem alles möglich).

Meinolf war schon bei Km 23 zurückgeblieben, was ich persönlich bedauerte, da ich nun auf einmal wieder alleine laufen musste.
Nach wie vor hatte ich bisher nur Wasser zu mir genommen und fühlte mich bisher richtig gut, bis ich bei Km 25 auf einmal einen kleinen Einbruch bekam.
Daraufhin habe ich eins meiner beiden Powerbargel’s genommen, davon hatte ich mir 2 Stück eingesteckt.
Allerdings war der Zeitpunkt denkbar ungünstig, ich hatte nichts zu trinken um das Gel hinunterzukriegen und musste außerdem noch die zweite Rheinbrücke, die „Brücke der Solidarität“ überqueren.

Mittlerweile war es dann auch noch ein wenig wärmer geworden, ich schätze mal so an die 20 Grad, zudem lief ich immer noch alleine. Das ist alles in allem nicht besonders motivierend…
Wie dem auch sei, ich schleppte mich über die Rheinbrücke in Richtung Hochfeld, nach ca. 2 Km ging es mir auch wieder wesentlich besser, wozu auch mein kleiner privater Fanclub an der Ecke Düsseldorfer Strasse beitrug :)

Nach der Motivation durch meine Mädels merkte ich auf einmal einen unglaublichen Leistungsschub (was bei Km 28 so Leistungsschub sein kann…).
Die ganze Düsseldorfer Strasse hinauf, die wirklich verdammt lang ist (ziemlich genau bis Km 32) hatte ich einen unglaublichen Lauf, meine Zeiten pendelten zwischen 4:10 – 4:15min pro Kilometer. Unglaublich, so was hatte ich noch nicht erlebt.
Der Greif’sche Plan schien in der Tat zu greifen. Ich überholte Läufer um Läufer, bei dem Kilometerstand geht doch so einigen Läufern langsam die Kraft aus. Das ganze hielt sich bis Kilometer 36, an der dortigen Autobahnüberquerung nahm ich mein zweites Powergel zu mir, um den vermeintlich kommenden Einbruch ein wenig abzuschwächen.

Aber nichts passierte. Welch eine Wohltat. Wie geil, das Gefühl noch bis zum Schluss des Marathons richtig ziehen zu können.
Zugegeben, ich konnte nicht mehr Kilometerzeiten von 4:10 min. erreichen, teilweise ging es wieder auf 4:18 bis 4:20 runter, aber dann auch wieder auf 4:15 min. hoch.
Nach dem Ende der Düsseldorfer Strasse war man auch durch den Stadtteil Wanheimerort durch, weiter ging es in Richtung Buchholz durch beschauliche „Einfamilienhäuser-Siedlungen“ weiter bis nach Großenbaum, um dann wieder in Richtung Stadion und dem langersehnten Zieleinlauf abzubiegen (Stadtteil Wedau). Wie immer in Buchholz war wieder Showprogramm mit Live-Musik auf einer Bühne angesagt, hunderte von Zuschauern vergnügten sich am Straßenrand und erquickten sich an dem Leiden der Läufer.
Wie heißt es doch so schön? „Quäl Dich, Du Sau“ *hehehe*
Glücklicherweise hat es keiner zu mir gesagt…aber mir ging es auch entsprechend gut!

Ich wusste schon lange, dass ich die 3 Stunden Marke nicht mehr unterbieten würde, so dass ich mich auf eine Interaktion mit den Zuschauern einließ. Ich genoss es sehr, den Zuschauern für Ihren meistens spärlichen Applaus zu danken, was dann im Umkehrschluss zu richtigem Applaus führte.
Ja, auch Zuschauer am Rande eines Marathons sind dankbar für Reaktionen der Läufer, nie vorher habe ich das so bemerkt, wie bei diesem Marathon.

Schätzungsweise bei Km 38 hatte ich wieder einen Begleiter, der sich mit mir zusammen auf die letzten Km machte. Leider kann ich mich nicht mehr daran erinnern, wer es denn gewesen war.
Alsbald schon bogen wir auf den Kalkweg ab, was ein Zeichen für den Beginn der letzten 2,5 Km ist.

Ab hier beginnt eigentlich der letzte und durchaus auch schönste Abschnitt des Marathons.
Wie sage ich immer: Auf den letzten beiden Kilometern macht man sich noch mal frisch für den Einlauf in die stolze MSV – Arena (alternativ natürlich das Ziel bei jedem anderen Marathon).

Die letzten beiden Versorgungsstände rauschten vorbei, der eine noch in Buchholz und der letzte auf dem Kalkweg, an denen ich mich mit Cola versorgte.
Das regt noch mal den Kreislauf ein wenig an und muntert auf, der Zucker sorgt noch mal für neue Kraft.
Schwups, schon ging es vom Kalkweg aus rechts in die Friedrich-Alfred-Str. hinein, nur für 150 m um dann wieder links in die Margaretenstr. abzubiegen. Schon sah ich erst das Eisstadion und direkt dahinter die MSV – Arena, vor der sich viele Zuschauer versammelt hatten.

Der Supermoderator Burkhard stand vor kurz vor dem Tunnel, der ins Stadion führt und moderierte die Läufer an. Bei der Gelegenheit gratulierte ich im noch zum 60igsten Geburtstag, welchen er am Marathonday nebenbei feierte (er wurde auch vor dem Marathonstart gebührend gefeiert).
Schon lief ich durch den Tunnel hinein in die Arena!

Welch ein geiles Gefühl! Schätzungsweise so 2 bis 3 tausend Leute saßen auf den Tribünen der Arena und freuten sich über die Ankömmlinge.

Eine ¾ Runde ging es noch rum bis zum Ziel, während der Zeit durfte ich mir vom zweiten Supermoderator Andreas Menz noch anhören, was er von und über mich zu erzählen hatte. Eine sehr nette Geste eines sehr netten Menschen. Er hat mich dann ob der verpassten 2 vor der Stundenzahl auch direkt wieder zum Baldeneyseemarathon im Herbst eingeladen, dem ich auch mit einem wohlwollenden Nicken beipflichtete.
Noch mal kurz in die Kamera meiner besseren Hälfte gelächelt und schon ging es über den Zielstrich.

Aus. Vorbei. 3:01:09h. Super.

Selten habe ich mich schon während eines Laufes und im Nachhinein so über ein vermeintlich verpasstes Zeitziel gefreut.

Vom Feeling her war es der beste Marathon, den ich bis dato gelaufen bin.
Selbst der Marathon, in dem ich als Brems- und Zugläufer fungierte (DU 2005), war nicht so berauschend wie der Duisburger Marathon 2007!

Für mich ist und bleibt der Marathon in Duisburg neben dem Baldeneyseemarathon in Essen der am besten organisierte und dennoch familiärste Marathon, den ich kenne.

Herrlich, Duisburg! Herrlich!