Dienstag, April 25, 2006

Hamburg Marathon

Da war er schon wieder vorbei, der Hamburg Marathon.

Vorweg, ich ziehe meinen Hut vor Hamburg.
Ganz tolle Stadt, tolles Publikum und ein toller Marathon.
Vielen Dank, ich werde es mir mit Sicherheit überlegen, ob ich bei Gelegenheit noch mal in Hamburg an den Start gehe.

Damit direkt zum Resultat: 03:00:31h

Und? Was meint ihr?
Ist so eine Art nicht Fleisch nicht Fisch, nicht wahr?
Auf der einen Seite ist die Zeit super geil, weil Bestzeit. Wer läuft schon 3:00h?
Die andere Seite: Ganze Fu*!#ng 32 Sekunden fehlen mir zu einer 2 an der Stelle der Stundenzahl.

Aber ich will nicht meckern oder traurig sein. Es war ja im Vorfeld abzusehen, dass es sehr schwierig werden würde, die angestrebte Zeit von 2:59 zu erreichen.

Wie lief es? Eigentlich sehr gut.

Mal von Anfang an erzählt. Anfahrt Samstag 6 Uhr in der Früh. Gegen halb 12 Uhr sind wir im Hotel angekommen. Wir hatten auf eine aufwendige Kolonnenfahrt mit den Mitreisenden verzichtet, so konnte jeder so anreisen, wie er es für richtig hielt.

Die Zimmer im Hotel waren sehr gut, dass es über das Wochenende mit dem Marathon in Hamburg nicht gerade das billigste Zimmer werden würde, war klar.

Die anderen trudelten auch nach und nach im Hotel ein. Unsere Gruppe bestand aus insgesamt acht Leuten. Als alle da waren, ging es erst mal in Richtung Marathonmesse um die Startunterlagen abzuholen. Unser Hotel lag direkt an der U2 Haltestelle Hamburger Strasse. Sehr Praktisch, da die U2 direkt zu den Messehallen fährt, so gab es auch am Sonntagmorgen keine Probleme zum Startpunkt zu gelangen.

Die Marathonmesse in den Hamburger Messehallen war wirklich riesig! Im Gegensatz zu der Messe letztes Jahr in Berlin waren meiner Meinung nach auch die Preise wesentlich besser, sprich günstiger. Ich habe bei der Gelegenheit auch noch mal zugeschlagen und mir den M900 von New Balance für unglaubliche 70 Euro gekauft. Verrückt wie ich bin, habe ich den Schuh direkt am nächsten Tag zum Marathon angezogen.

Ja ja, ich weiß! Ich spinne, denkt ihr. Aber ich bin mit dem M900 bisher immer so gut klar gekommen, dass ich keine Bedenken hatte, einen neuen Schuh direkt zum Marathon anzuziehen. Bis auf ein paar klitzekleine Blässchen, die wirklich nicht erwähnenswert sind, ist alles wunderbar mit dem Schuh gelaufen. Ich gestehe aber, dass ich das mit einem anderen Schuh nicht ohne weiteres gemacht hätte.

Nachdem wir die Startunterlagen hatten und über die Messe geschlendert waren, ging es wieder in Richtung Hotel, um sich noch ein wenig vor dem Essen am Abend auszuruhen.

Jörg hatte einen Tisch beim Italiener bestellt. Mir war bis zum Essen beim Italiener nicht klar, dass wir dort mit einer ganzen Delegation von Bayer Uerdingen sitzen würden. Eigentlich aber auch logisch, außer Thomas und meiner einer kommen ja alle anderen ebenfalls aus dem Verein. So saßen wir denn auf einmal mit 23! Leuten beim Italiener und haben Pasta-Party gemacht.

Ich hatte es mit eigentlich ein wenig anders vorgestellt, aber es war außerordentlich nett mit den Leuten von Bayer Uerdingen.

So gegen 22:00 fand man langsam wieder den Weg ins Hotel.

Erstaunlicherweise hatte ich relativ wenige Probleme mit dem Schlafen, was mir auswärts schon mal ein wenig schwerer fällt.

Netterweise hatte das Hotel für den Sonntagmorgen schon ab 6 Uhr in der Früh fast das komplette Frühstücksbuffet zur Verfügung gestellt.
Abgesehen von Rührei mit Speck war eigentlich alles vorhanden, was das Herz begehrt. Wer isst auch schon Rührei vor einem Marathon? Ich auf jeden Fall nicht. Ich begnüge mich in der Regel mit 2 Brötchen, die ich mit Marmelade und Käse verköstige.

Ein Rezept habe ich übrigens nicht, was am besten vor einem Marathon als Frühstück geeignet ist.

Mir ist es im Grunde auch eher wichtig, dass ich einen Kaffee bekomme, um noch mal vernünftig zur Toilette zu kommen.

Das ist ja ein Thema, wo die Läufer nicht gerne drüber reden, aber alle mehr oder weniger ihre kleinen Probleme mit haben. Glücklicherweise habe ich auch da einen recht stressfreien Unterbauch J. Das gilt im Übrigen auch für die Verpflegung unterwegs. Da hat der eine oder andere ja auch sehr viel Stress mit isotonischen Getränken oder ähnlichen Sachen. Ich muss sagen, dass ich recht dankbar darüber bin, dass ich alles gut vertrage.

So weit, so gut. Nach dem Frühstück ging es um ca. halb Acht in Richtung Messehallen mit der U2. Die U-Bahn füllte sich zunehmend auch mit Leuten die einen Plastikbeutel mit Logo des Hauptsponsors geschultert hatten und Sportkleidung trugen. In den Messehallen angekommen, ging alles sehr schnell, obwohl eigentlich Zeit satt da war.

Ich hatte im Hotel schon alles Wichtige montiert, Pflaster auf die Brustwarzen, Startnummer ans Hemd, ansonsten gibt’s bei mir nichts vorzubereiten. Glücklicherweise habe ich auch beim Thema Scheuern und Wundlaufen keine Probleme. Die hätte ich wohl, wenn ich mit einer ganz kurzen Hose laufen würde, aber das Experiment werde ich erst später noch mal in Angriff nehmen.

Es gibt es Leute, die schmieren sich (fast) komplett mit Melkfett oder ähnlichem ein. Manchmal frage ich mich ja schon, ob das nicht ein wenig übertrieben ist. Ich musste auf jeden Fall bei einem Läufer ziemlich grinsen, der sich wirklich nahezu von oben bis unten mit Melkfett einschmierte. Wer weiß, vielleicht wollte er dem „dicken Hauptfeld“ entgleiten J.

Da Thomas und ich die einzigen waren, die aus dem ersten Starterfeld (Startblöcke A, B, und C) starten durften, waren die anderen auf einmal verschwunden, als wir uns ein wenig warmliefen. Gestartet wird in Hamburg aus Drei Straßen heraus, wobei sich die anderen beiden Straßen (neben unserer) weitestgehend auf das Hauptfeld beschränken.

Die Temperatur vor dem Start schätze ich mal so knappe 6-7° Grad Celsius, also eher kalt. Ich überlegte mir beim Umziehen noch, ob es sinnig wäre, ein Unterhemd unter das Singlet anzuziehen. Glücklicherweise habe ich es nicht gemacht, es hat sich im Nachhinein wieder als die richtige Entscheidung erwiesen.

Lieber am Anfang ein wenig schnattern, hinterher wird’s noch warm genug. Mir auf jeden Fall.

Und schon ging es los! Noch kurz die Elite vorgestellt, mein Favorit Julio Rey war auch wieder am Start und sollte das Rennen zum vierten Mal in seiner Kariere gewinnen (2:06, ich knie vor Dir nieder, Julio! Lass mich irgendwann mal einen Kilometer so schnell laufen, wie Du es im Marathon durchgängig machst. Na gut… einen schaffe ich vielleicht…aber nur einen).

Nach dem Startschuss war doch erst mal etwas mehr Gedränge als den meisten lieb war. Nun hieß es erst mal wieder aufpassen, dass man keinem in die Hacken tritt und selbst nicht umgetreten wird. Leider passiert das immer mal wieder. Die Geschwindigkeit muss auch reguliert werden, lieber den ersten Kilometer ein wenig langsamer laufen, als dass man auf einmal eine halbe Minute schneller ist, wie es eigentlich geplant war.

Das hat auch diesmal wieder gut hingehauen, der erste Kilometer war eine gute 4:20 min. Langsam aber sicher zog sich das Feld auch ein wenig auseinander.

Ziemlich schnell hatte ich mich auf einen Km-Schnitt con 4:10 – 4:15 min./Km eingependelt. Km 4 – Km10 war ich minimal zu schnell mit Zeiten zwischen 4:05 – 4:10 min./Km.

Erstaunlich, dass man Marathon die angestrebte Geschwindigkeit so locker laufen kann (zumindest die ersten 30 Km). Wenn ich da auf das Training zurückblicke….

Bei Km 2-3 ging es von der Reeperbahn runter zu den Landungsbrücken am Fischmarkt (Km 10) vorbei an Gruner & Jahr in Richtung Speicherstadt. Da war vielleicht was los! Echt unglaublich. Der Fischmarkt war entgegen der sonstigen Öffnungszeiten (8:00 wird zugemacht) noch geöffnet unnd das Publikum stand zu Tausenden an den Seiten der Laufstrecke. Toll. So früh schon so viel Unterstützung, das gibts nicht oft.

Schön waren auch die vielen sehenswerten Häuser und Villen in den Stadtteilen. Ich kann leider nicht sagen, welche Stadtteile es gewesen sind, dafür kenne ich mich in HH nicht gut genug aus. Ganz häufig saßen die Bewohner an einem großen Tisch am Straßenrand und haben ein unglaubliches Frühstück zelebriert. Nur allzu gerne hätte ich das eine oder andere Mal angehalten und mich am Frühstück beteiligt.

Von Km 10 – 25 lief ich zusammen mit einem „Nachbarn“ aus Düsseldorf, der schon vor dem Start mit Thomas und mir zusammen im Startblock stand und den ich auf einmal nach dem Fischmarkt neben mir hatte. Das war nicht schlecht, da das Feld doch schon recht weit auseinander gezogen war und man sich so arrangieren konnte.

Ab Km 35 wurde es merklich schwerer in den Beinen. Da machten sich meines Erachtens nun die fehlenden langen Läufe bemerkbar. Bei Km 38 nutzte ich die Versorgungsstation zu einer kleinen Pause um in Ruhe zu trinken. Irgendwann kommt man an den Punkt, da werden einem Zeiten und andere Sachen ziemlich egal. Nun gut, vielleicht geht es anderen Läufern nicht so und sie können ihren Geist und Körper überwinden und das Tempo weiterlaufen. Mir tat die kurze Pause auf jeden Fall sehr gut, auch wenn es mich im Nachhinein meine 2 an der Stelle der 3 gekostet hat. Aber das macht nichts, ich habe die Pause genossen J.

Interessant ist die eigene Wahrnehmung. Ich habe nicht mehr so viel von den Zuschauern und den anderen Läufern wahrgenommen. Richtig gut zu sehen ist das auf den Bildern, die man über den Betreiber der Homepage des Hamburg Marathons bestellen kann (was ich nicht mache, da es unfassbare 13 Euro pro Bild kosten soll *LOL*, da tippe ich mir höchstens an den Kopf. Und: Doof sieht man beim Laufen fast immer aus….)

Auf jeden Fall erinnere ich mich nicht daran, dass beim Zieleinlauf mit mir doch noch ne ganze Menge anderer Läufer eingelaufen sind. So sehr war ich mit mir und meiner Uhr beschäftigt. Die letzten 3 Kilometer habe ich mich irgendwie versucht aufs Laufen zu konzentrieren. Man denkt die ganze Zeit, dass man anscheinend nur noch im Zeitlupentempo läuft, dabei ist man immer noch fast mit der angepeilten Geschwindigkeit unterwegs.

Positiv bei dem Marathon war auf jeden Fall, dass sich meine Krampfanfälligkeit in den hinteren Oberschenkel-Muskeln nicht durchgesetzt hat. Bis auf einen unterschwellig anfangenden Krampf, der aber glücklicherweise nicht heraus kam, lief es in der Hinsicht beschwerdefrei.

Die Versorgung nach dem Zieleinlauf war bestens. Hatten sich einige Läufer bei der Startkartenausgabe noch darüber beschwert, dass es nichts mehr „als Bonbon“ zu den Startunterlagen geben würde, so bekam man im Zielbereich einen „Versorgungsbeutel“ ausgehändigt, der einige Leckereien und Getränke enthielt. Sehr gute Lösung, wie ich finde. Dafür musste man eine „V-Marke“ opfern, welche ein Teil der Startnummer war. Meine beiden Marken hatten sich durch das frühe befestigen der Startnummer am Singlet ziemlich gelöst. Das führte dazu, dass ich bei Km 5 noch mal kurz anhielt und die „V-Marke“ in meinen Strumpf steckte. Ich wollte es eigentlich nicht riskieren, die Marke zu verlieren um dann im Ziel nicht versorgt zu werden. Der Verpflegungsbeutel enthielt einen halben Liter Wasser im Tetrapack sowie einen halben Liter isotonisches Getränk. An einen Müsliriegel kann ich mich auch noch erinnern.

Außerdem gab es an der Startnummer noch die Marke „B“ für ein Erdinger Weizenbier, natürlich (oder leider?) Alkoholfrei. Ansonsten gab es ausreichend warmen Zitronentee und Wasser im Zielbereich.

Die Duschen in den Messehallen waren glücklicherweise auch noch recht wenig besucht, ein echter Vorteil, wenn man ein wenig schneller unterwegs ist. Ich glaube, das warme Wasser hat genau bis zu einer Einlaufzeit von ca. 3:04h gereicht *grins*. Als ich mit dem Duschen gerade so eben fertig war, gab es leider kein warmes Wasser mehr…

Das war es eigentlich schon. Thomas hat es vorgezogen, nach der ersten Hälfte auszusteigen. Kann mal passieren, was soll’s. Es gibt noch genug Möglichkeiten, einen Marathon zu laufen.

Fazit: Der Hamburg Marathon war ein Reise wert. „Gerne wieder“ oder so ähnlich würde man bei einem Auktionshaus als Bewertung für einen Verkäufer abgeben. An der Organisation gibt es m.e. nichts auszusetzen. Wenn es was zu meckern gibt, dann die Beutelausgabe, die sich ziemlich in die Länge zieht, wenn die Masse an Läufern ins Ziel kommt.