Montag, September 15, 2008

7. Münster Marathon

Kurzentschlossen bin ich gestern in Münster bei der dortigen siebten Auflage des City-Marathons gestartet.
Ganz nach Greif'schem Vorbild, welcher nach 4 Wochen Vorbereitung einen Halbmarathon Wettkampf oder auch einen Marathon in der Zeit 15-25 Minuten langsamer als den Zielmarathon empfiehlt.
Mit dieser Vorgabe ging ich also an den Start. Lockere 3:30h hatte ich mir gesetzt.
Wie immer kam es dann erstens anders und zweitens als man denkt.
Da ich Freitag von einem lieben Verwandten angemeldet wurde, der natürlich eine Zielzeit von Weit unter 3:30h angegeben hatte, wurde ich dem ersten Startblock zugeordnet.
Dort stand ich nun vor dem Start und es war weit und breit kein Brems- und Zugläufer zu sehen... Klar, die standen ja auch einen Block hinter mir. Nun gut, also legst Du mal ganz langsam los, dachte ich im Stillen und rannte nach dem Start gemächlich an der Seite laufend los.
Leider, Premiere bei mir, musste ich nach 2 Km in den Busch, um Wasser zu lassen. Dabei war ich vor dem Start noch gewesen...ich hatte allerdings wirklich viel Wasser am Abend vorher und auch am Morgen zu mir genommen.
Wieder in der Strom der Läufer einsortierend kam ich quasi rechtzeitig, um einem Pulk inklusive Ballon-Träger hinterher laufen zu können.
Der Brems- und Zugläufer mit den beiden gut sichtbaren Ballons hatte allerdings vergessen, die angepeilte Zeit auf die beiden Knallroten, aufgeblasenen Gummis zu schreiben. Ehrlich gesagt erschloss sich mir auch nicht wirklich, welche Zeit der Läufer anstrebte.
Mein Garmin 305 und meine gute Puste (ein guter Indikator, völlig ohne GPS und sonstiges technisches Geplänkel) zeigten mir Zeiten zwischen 4:40min. und 4:45min pro Kilometer. Sicherlich für einen benötigten Schnitt von 4:38min./Km ein recht langsames Rennen, da ich mal davon ausging, dass es sich um den 3:15er Brems- und Zugläufer handelte (irgendwer von den mitlaufenden murmelte auch unterwegs so etwas).
Ich weiß auch nicht so recht, ob das wirklich gewollt war. Auf jeden Fall gab der Läufer nach 10 Km auf einmal richtig Gas und ward nicht mehr gesehen. Er switchte offensichtlich vom "Brems" in den "Zuglauf" um.
Meiner Meinung nach können das in der Gruppe nicht viele mitgegangen sein, bzw. den Leuten wird in der zweiten Hälfte die Luft ausgegangen sein (Gruppe gesprengt?).
Ich hatte es ja nicht so eilig und rollte erst mal ein wenig mit ca. 4:40 Minten pro Kilometer weiter, genoss die Aussicht in der Stadt und das Publikum, welches auch schon in den frühen Morgenstunden in reichlicher Anzahl am Rande stand und die Läufer anfeuerte.

Die Versorgung an der Strecke war 1a.
Alle 2,5 Kilometer ein Versorgungsstand mit Wasser, alle 5 Kilometer zusätzlich ISO und Cola sowie Orangen und Bananenstücke, die gereicht wurden. Perfekt.
Ich komme ja mit Wasser während des Marathons am Besten klar und hielt mich auch strickt daran. Bis auf eine Ausnahme, an deren Versorgungsstand ich mir einen ISO gönnte, der mir natürlich prompt 2 Kilometer weiter des Öfteren sauer aufstieß.

Die Halbmarathon Markierung im Vorort Nienberge überquerte ich in einer Zeit von 1:38:30, was ich gar nicht schlecht fand. Beine waren gut, Luft sowieso.
Im übrigen waren ja auch die Verhältnisse an sich perfekt, so dass ich mich eigentlich am frühen Morgen schon darüber geärgert hatte, warum ich denn nicht 4 Wochen eher mit dem Training angefangen hatte. Bei ca. 8 Grad Celsius zum Start hin und klarem Himmel. Läuferherz, was willst Du mehr!?!
Mittlerweile war ich schon von meinen ursprünglichem Vorhaben, eine 3:30h zu laufen etwas abgerückt und hatte die Zeit innerlich auf 3:20h verkürzt.
Ich erwartete ja immer noch den großen Einbruch nach Kilometer 30. Schließlich war ich im Training in den letzten drei Wochen zwar jeweils 32 Km gelaufen, aber eben nur 32 Km. Und wie wir alle wissen, ist der Marathon ja eigentlich nur 10 Km lang, und zwar genau die 10 Km von 32 bis 42.

Hinaus ueber die Felder von Nienberge ging es weiter nach Raxel und Gievenbeck in Richtung zurück zur Mitte von Münster.
Wie immer sah man die ersten Geher schon nach Kilometer 21,1 am Rande der Strecke.
Da wurde sich gedehnt, gestreckt oder einfach nur Pause gemacht, was das Zeug hält.
Warum überschaetzen sich eigentlich so viele Läufer? Auch eine Frage, die sich mir wahrscheinlich nie erschliessen wird.
Geht mich ja auch nichts an... vielleicht war ja der eine oder andere aus der "Zugläufer" Gruppe mit dabei ;)

So lief ich also weiter und weiter, hatte meistens einen Läufer mit an der Seite, der auch ziemlich genau mein Tempo lief.
Und es lief immer, richtig gut sogar. Obwohl ich teilweise bemueht war, einiges an Tempo raus zu nehmen, wollte es nicht so recht gelingen. Leichter Rückenwind an den Feldern beschwingte das Laufen, leichte Wellen in der Streckenführung sorgten für minimale Anstiege, die von längeren seichten, abwärts führenden Rampen abgelöst wurden.
So richtig langsam konnte man also auch nicht laufen.

Der erwartete Einbruch nach Kilometer 30 liess ebenfalls auf sich warten. Ab Kilometer 35 dachte ich mir, dass es wohl noch möglich sein könnte, die 3:15 zu knacken. Ich beschleunigte also und lief die letzten Kilometer Zeiten zwischen 4:20 und 4:30 pro Kilometer. Perfekte Endbeschleunigung also...
Kurz vor dem Erreichen der Stadtmitte wurde auch das Publikum wieder mehr.
An der Stelle will ich auch gerne noch mal das Publikum hervorheben: Spitze!
Ich lief ja an einigen Stellen, gerade zum Schluss hin, doch sehr einsam durch die Strassen von Münster. Aber gefeiert wurde ich fast überall wie ein Haile G.
Toll. Das hat wirklich richtig viel Spass gemacht. Danke Münster!

Völlig ohne Einbruch und mit einer tollen Endbeschleunigung lief ich dann um die letzten Kurven des Münsterer Doms um dann mit genau 3:14:57h über den Zielstrich zu laufen. Alles richtig gemacht. Keinerlei Beschwerden, keine grösseren körperlichen Maläste, nur die "normalen" Muskelschmerzen.
Die zweite Hälfte in 1:36:30h absolviert. Sozusagen ein perfekter "negativer Split".

Eine für Marathon-Laeufe übliche Medaille wurde mir direkt nach dem Einlauf umgehängt.
An der Versorgungsstation im Zielbereich gab es Wasser, Cola und Erdinger als Getränk, feste Nahrung gab es auch hier in Form von Früchten.
Übrigens habe ich unterwegs auch einen Versorgungsstand mit Suppe entdeckt.
Auch nicht schlecht...
Ein äusserst anständiges Finisher-Shirt gab es in Richtung Ausgang auch noch.

Einzig alleine, wenn man denn wollte, könnte man den Gang vom Zielbereich zurück zum Startbereich als Kritikpunkt anmerken. Nach einem Marathon können 2 Kilometer zur Beutelausgabe ganz schoen lang werden... die Beutel gab es am Paulinum, einem Gymnasium in der Nähe des Starts.
Dort waren auch die Duschen untergebracht. "Für 70 Personen gleichzeitig warmes Wasser." So erklärte mir redseelig der zuständige Feuerwehrmann die auf Dieselbetriebene Durchlauferhitzer basierende Wasseranlage.
Die Duschen funktionierten auf jede Fall einwandfrei und ich erfreute mich einer 38 Grad warmen Dusche. Frisch gewaschen und umgezogen stolperte ich direkt aus dem Umkleidebereich heraus über den Urkundendruck. Ach, dachte ich.
Nimm sie mal direkt mit...normalerweise pflege ich ja eine Post-Marathon Bestandsaufnahme, was Urkunden oder Ergebnislisten angeht, da ich nun aber schon mit der Nase fast in den Drucker gefallen war... Zack!
Schon hielt ich die Urkunde im 120 Gramm Farb-Papierdruck Outfit in der Hand...
So, nun ist aber genug der Lobeshymnen.
Toller Tag, tolle Veranstaltung, sehr empfehlenswert.

Bleibt abzuwarten, wie ich einen Marathon waehrend einer Marathon-Vorbereitung vertrage. Jetzt erst mal bis Donnerstag Pause, dann werde ich wieder einsteigen ins Greif'sche Programm.